Am 15. Juni 2019 um 17 Uhr im Museum Mödling
Erich Fried – Dichter mit Widerspruch
Ein Porträt
Der 1921 in Wien geborene Erich Fried flüchtete nach dem ‚Anschluss’ Österreichs (Verhaftung der jüdischen Eltern, Ermordung des Vaters) als 17jähriger nach London, wo er als Schriftsteller mit antifaschistischen Gedichten debütierte. Existentielle Absicherung erlangte er erst, als er sich ab Anfang der 1950er Jahre beim „German Service“ der BBC engagierte (bis 1968). Bei der BBC trat Fried, der später mehr als zwei Dutzend Shakespeare-Stücke ins Deutsche übertrug, auch als Übersetzer hervor.
Mit der Rückkehr in den deutschsprachigen Raum (u.a. ab 1963 als Mitglied der Gruppe 47) radikalisierte Fried das moderne Zeitgedicht. So zementierte sich spätestens mit „und Vietnam und“ (1966) sein Ruf als politischer Dichter. Nicht zuletzt trugen seine „Liebesgedichte“ (1979) dazu bei, dass er zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Lyriker seiner Zeit avancierte, dessen Gedichtzeilen „Es ist was es ist / sagt die Liebe“ noch heute große Popularität genießen.
Aufgrund seiner gesellschaftskritischen Stellungnahmen (freilich auch als Prosaautor und Journalist) erntete Fried zum Teil massive Kritik, der er sich als unorthodoxer Sozialist bis zu seinem Tod 1988 mutig stellte.
In Wort und Bild und mit rezitierender Unterstützung der Schauspielerin Nicole Fendesack porträtiert Volker Kaukoreit, der Erich Fried noch persönlich kennengelernt hat, den streitbaren Literaten und Büchner-Preisträger von 1987.
Volker Kaukoreit (geb. 1955 in Dormagen/Niederrhein) ist stellvertretender Leiter des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Als Student lernte er Erich Fried Ende der 1970er Jahre persönlich kennen, beschäftigte sich wissenschaftlich mit ihm und legte in Folge eine Reihe Fried-bezogener Publikationen vor, u.a. die „Gesammelten Werke“ (zs. mit Klaus Wagenbach, 1993) und eine Hör-CD („Wo ich bin“, 2008).