Ingrid Schramm und Andrea Glatzer – Die Herrschaft der Habsburger und der Code des Feudalismus „in unseren Genen“

14. Okt 2023 - 17:00 Uhr

ACHTUNG – DIESMAL FRÜHERER TERMIN AM 2. SAMSTAG DES MONATS

Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann

 Die 1000jährige Geschichte des Heiligen Römischen Reiches hat tiefe Spuren in unserem kollektiven Gedächtnis hinterlassen. Es wurde eine Form des hierarchischen Denkens entwickelt, die – wenn auch in veränderter Form – mehr als uns lieb ist, bis heute in unserer Gesellschaft fortlebt. Der Kinderreim „Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann“ hat in leicht veränderter Form heute noch immer Gültigkeit.

In der Vergangenheit des Heiligen Römischen Reiches finden sich zahllose barbarische Verhaltensweisen und Strukturen: Expansionskriege, Willkürherrschaft des Adels, Erbuntertänigkeit der Bauern. Eine Ahnung davon bekommen wir durch die Erzählung von Marie Ebner-Eschenbach „Er lasst die Hand küssen“ vermittelt. Die Habsburger haben ab 1521 als Repräsentanten der imperialistischen römisch-katholischen Kirche im Zuge der Gegenreformation für knapp 300 Jahre Protestanten verfolgt und für eine zwanghafte Rekatholisierung gesorgt.

In einem weiteren Themenschwerpunkt wird das Pathos der Tragödie von Mayerling entmythologisiert. Um dem toten Thronfolger Rudolf von Habsburg ein christliches Begräbnis und seinen Platz in der Kapuzinergruft zu sichern, schreckte man vor keiner Vertuschung zurück. Dem Kaiserhaus waren alle Mittel recht, um das Geschehen von Mayerling, nämlich Abtreibung, Mord und Selbstmord zu verheimlichen.

Darüber hinaus blicken wir auf das Leben von Elisabeth Petznek, der Enkelin von Kaiser Franz Joseph. Sie war eine bedeutende Mäzenin der Sozialistischen Partei und in zweiter Ehe mit dem zeitweise in Mödling lebenden Leopold Petznek verheiratet. Ihre Haltung dem Hauspersonal und ihrer Umgebung gegenüber kann jedoch durchaus als feudalistisch und asozial bezeichnet werden.